Seit Jahresanfang ist das Thema der steigenden Zinsen omnipräsent. Die gestiegenen Hypothekarpreise beschäftigen Immobilieninvestoren und Eigenheimbesitzer. Ob nun eine Strategieänderung vorgenommen werden soll, muss jeder für sich entscheiden. Wir empfehlen für die Definition des weiteren Vorgehens, die Zinskosten zu modellieren und die Risiken, respektive die möglichen Zinskosten zu visualisieren. Dies hilft bei der Entscheidungsfindung. Vor allem bei langfristigen Entscheiden wie der Finanzierung ist dies wichtig.
Die hohe Inflation in den USA, im Euroraum und in anderen Währungsräumen beschäftigt die Nationalbanken. Die Kapitalmärkte genossen in den vergangenen Jahren fast endlose Liquidität und tiefe Zinsen seitens der Nationalbanken. In diesem Jahr steht aufgrund der Inflationsdaten eine restriktivere Geldpolitik an.
Zur Bekämpfung der Inflation steht den Nationalbanken unter anderem das Instrument der Zinssteuerung zur Verfügung. Der Markt geht inzwischen davon aus, dass die amerikanische Notenbank FED dieses Jahr die Zinsen in vier Zinsschritten erhöhen wird. Neben der FED liess auch die EZB letzte Woche durchblicken, dass eine Zinsanhebung kein Tabu-Thema mehr ist, da sich die Inflation im Euroraum hartnäckiger präsentiert als angenommen. Die Notenbanken stehen vor der grossen Herausforderung die Wirtschaft und Aktienmärkte durch ihr Handeln nicht in die Krise zu schicken. Eine Rezession hätte nämlich zur Folge, dass die Zinsen wieder sinken müssten.
Die günstigen Kredite der letzten Jahre führten dazu, dass sich Staaten und Haushalte mehr Geld ausliehen und die weltweite Verschuldung anstieg. In der untenstehenden Abbildung 1 ist von ausgewählten Ländern das Verhältnis der gesamtstaatlichen Verschuldung zum BIP von 2005 bis Ende 2020 dargestellt. Auf der Abbildung ist zu erkennen, dass die Schulden der Länder Belgien, Kanada, Frankreich, Griechenland, Italien, Portugal, England und der USA aktuell das jährlich erwirtschaftete BIP übertreffen. Eindrücklich ist die Zunahme der Verschuldung anfangs 2020, als die Staaten zur Bekämpfung der Corona Krise nochmals kräftig Schulden aufnahmen und dadurch die Verschuldung im Verhältnis zum BIP stark anstieg. Zum einen ist dies darauf zurückzuführen, dass die Wirtschaftsleistung im Jahr 2020 stark abnahm, zum anderen stieg die Verschuldung an.
Griechenland fährt zum ersten Mal seit 2005 eine Staatsverschuldung mit Faktor grösser zwei zum BIP. In Italien liegt die Verschuldung bei 150% des BIP, in Spanien bei ca. 120% des BIP und in den USA ist die Staatsverschulung bei über 130% des BIP (IMF, 2022). Die Schuldenberge im Verhältnis zum BIP sind heute höher als in der Euroschuldenkrise von 2011. Die EZB wird sich davor hüten, die Zinsen schnell und stark anzuheben, da dies zu einer massiven Verschlechterung der finanziellen Lage der hoch verschuldeten Länder führen würde. Die Ankündigung von einer möglichen Zinserhöhung liess die Credit Spreads in den südeuropäischen Ländern diese Woche bereits steigen. Übrigens: In Japan liegt das Verhältnis der Staatsverschuldung zum BIP bei 254%.
Beim Blick auf die Verschuldung der Haushalte (Abbildung 2), ist ersichtlich, dass diese im Verhältnis zum BIP zugenommen haben. Wir Schweizer sind Spitzenreiter was die private Verschuldung im Verhältnis zum BIP angeht. Neben der Schweiz zeigen Kanada, UK, Portugal und die USA Werte über 80% (IMF, 2021).
Zur Bekämpfung der Inflation ist es möglich, dass die Zinsen schneller und stärker als erwartet steigen können. Die Frage ist aber, wie hoch die Zinsen steigen dürfen. Wenn die Haushalte und Unternehmen mehr Geld zur Bedienung der Zinszahlungen aufwenden müssen, wird dies zur Folge haben, dass Haushalte weniger konsumieren und Unternehmen weniger investieren. Entsprechend würden bei tieferer Nachfrage die Preise sinken und dies würde zu deflationären Tendenzen führen. Dieses Szenario wollen die Nationalbanken verhindern, indem sie die Zinsen wieder reduzieren würden.
Ob wir das Tief der Zinsen vom Jahr 2019 nochmals sehen werden, kann heute nicht beantwortet werden. Aktuell steht der 10-jährige Swap Satz bei ca. 0.55%, was einer Steigerung von über 1% zum Jahr 2019 gleichkommt, wo der 10-jährige Swap Satz bei ca. -0.73% lag. Die Zinskurve ist aktuell steil und wird ab dem Jahr 15 invers. Der 15-jährige Swap Satz liegt am 11. Februar bei 0.66%, der 25-jährige Swap Satz bei 0.60% und der 30-jährige Swap Satz liegt bei ca. 0.50% (Abbildung 3). Diese Zinssätze implizieren, dass auf lange Sicht die Zinsen tief bleiben werden.
Fakt ist, dass wir in einer sehr spannenden Zeit leben und gespannt auf die nächsten Schritte der Nationalbanken blicken. Denn die Märkte haben in den letzten Jahren eine sehr grosse Abhängigkeit zu den Nationalbanken entwickelt. Die Inflation ist in der Zwischenzeit, vor allem in der USA, auf ein Niveau gestiegen, welche die FED zum Handeln zwingt. Das zögerliche Handeln in den ersten zwei Monaten lässt ruft bereits Kritiker auf den Plan.
Sollten Sie wegen den aktuellen Marktbewegungen betreffend Ihrer Finanzierungstrategie unsicher sein, bieten wir Ihnen gerne eine Modellierung von Zinsszenarien an. Dabei können Sie bestimmen, welche Zinsszenarien simuliert und welche Zinsabsicherungsquote angewandt werden soll.
Gerne unterstützt die Corefinanz Sie bei jeglichen Finanzierungsfragen und wir freuen uns auf Ihren Anruf auf der Nummer
+41 44 269 80 80 oder Ihre E-Mail-Nachricht an info@corefinanz.ch