Kaum ein anderes wirtschaftliches Thema wird aktuell so heiss diskutiert wie die Auswirkungen der Inflation. Laufend kommen Meldungen von neuen Höchstständen, die den Druck auf die Notenbanken erhöhen. Lösungen sind gefordert, die sowohl dem Aufschwung als auch den aktuellen Herausforderungen gerecht werden. Kein einfaches Unterfangen im aktuellen Umfeld.
Das letzte Mal als die USA eine Inflationsrate in dieser Grössenordnung verzeichnete (+8.5%), liegt über 40 Jahre zurück. Um diesem Anstieg entgegenzuwirken, gehen momentan viele Ökonomen davon aus, dass die FED in ihren nächsten Sitzungen anfangs Mai und Mitte Juni den Referenzzinssatz um jeweils einen halben Prozentpunkt anheben wird. Anschliessend läge der Leitzins zu Beginn des Sommers 2022 wieder bei 1.25% bis 1.50%. Dieser soll bis Ende Jahr auf 2% ansteigen, was wieder dem Niveau vom September 2019 entspricht. Bei einem schnellen Zinsanstieg sind ebenfalls Nebenwirkungen zu erwarten, so sehen jüngste Prognosen eine Korrektur an den Aktienmärkten und die Gefahr einer Rezession in den nächsten Monaten.
In der Eurozone herrscht aktuell 7.5% Inflation, jedoch steht die EZB mit ihren Zinsentscheidungen vor zwei grundlegenden Herausforderungen: Zum einen umfasst die EU eine Gemeinschaft von verschiedenen Euro- Staaten, welche sehr heterogen zu handhaben sind und deren Inflationsraten sich zwischen 4.6% und 15.6% bewegen. Da aber selbst die niedrigsten Inflationsraten weit über 2% liegen, tritt dieser Punkt momentan in den Hintergrund. Im Vordergrund steht der zweite Punkt, dass eine denkbare Zinserhöhung das Wirtschaftswachstum negativ beeinflusst bzw. einschränkt und zumindest in einigen Staaten das Wachstum drosseln oder gar abwürgen könnte. Die EZB bereitet sich derzeit darauf vor, das Anleihenprogramm von EUR 40 Mrd. pro Monat bis im Herbst 2022 auslaufen zu lassen, bevor anschliessend an den Zinsen geschraubt werden kann. Die ersten Zinserhöhungen werden ab 2023 prognostiziert. Es wird sich zeigen, ob dieser Zeitplan, durch den sich laufend erhöhenden Inflationsdruck, verkürzt werden muss.
Die Schweizer Wirtschaft hat sich in den vergangenen Jahren mehrmals bewiesen und sich von den Herausforderungen durch die raschen Lockerungen und mit der erhöhten Nachfrage schnell wieder erholt. Die Inflationsrate von 2.4% liegt gegenüber dem Ausland auf einem verhältnismässig tiefen Niveau und in Reichweite der angestrebten 2%.
Wann ist mit einer Rezession zu rechnen?
Spätestens seitdem die Renditen der kurzfristigen US-Staatsanleihen, diejenigen der längerfristigen Anleihen übersteigen, muss mit einer Rezession in den USA gerechnet werden. Die inflationsbedingten Zinserhöhungen durch die FED tragen ebenfalls dazu bei, dass sich die US-Zinskurve mittlerweile gedreht hat und invers wurde. Bei inversen Zinskurven sind die kurzfristigen Laufzeiten höher verzinst als die Langlaufenden. Laut Theorie ist der Zinsspread zwischen der zwei- und zehnjährigen US-Staatsanleihe ein verlässlicher Konjunkturindikator, der eine Rezession innerhalb von zwei Jahren prognostiziert. Im Schnitt liegen 6 bis 24 Monate zwischen Inversion und Rezession.
Auch bei einigen Euro-Staaten droht die Rezession, sollte sich u.a. die geopolitische Lage weiter verschlechtern und weitere Sanktionen ausgesprochen werden. Ein sofortiger Stopp von zusätzlichen russischen Energieträgern kann nicht umgehend abgefedert werden und führt zu nicht voraussehbaren Folgen in Bezug auf das Wachstum. Viele der Euro-Staaten haben sich bereits für ein Ölembargo ausgesprochen und die EU-Kommission arbeitet an einer möglichen Umsetzung. Dadurch hat sich die Gefahr einer drohenden Rezession, vor allem für die Länder Deutschland und Italien, deutlich erhöht.
Wie weiter im Schweizer Immobilienmarkt?
Der Immobilienmarkt hat sich von der Corona-Krise im Jahr 2021 bereits vollständig erholt und die Wertentwicklung der Liegenschaften weisen wieder Rekordwerte aus. Trotz steigenden Hypothekarzinsen übersteigt momentan weiterhin die Nachfrage das vorhandene Angebot. Die Zukunftsaussichten haben sich hingegen geändert. Unsicherheiten in Bezug auf Inflation, steigende Zinsen, Konjunkturrisiken und den weiteren Verlauf der Ukraine- Krise haben sich über die letzten Wochen akzentuiert, mit direktem Einfluss auf die Werte und Renditen im Schweizer Immobilienmarkt. Welche Faktoren dabei bei der Zinsabsicherung zu berücksichtigen sind, ist in folgendem Artikel nachzulesen.
Alles deutet darauf hin, dass die anhaltende Inflation mit Zinserhöhungen bekämpft werden wird. Die Hypothekarzinsen sind auf den langen Laufzeiten bereits gestiegen und haben die Zinskurve in den letzten Monaten deutlich nach oben gedrückt. Es ist davon auszugehen, dass die Mieten und die Finanzierungskosten bzw. der zugrundeliegende, kurzfristige Banken-Refinanzierungssatz (Saron) sich mittelfristig auf einem höheren Niveau befindet, als wir uns seit dem Jahr 2015 gewohnt waren.
Diese Faktoren haben Auswirkungen auf den jahrzehntelangen Aufwärtstrend des Schweizer Immobilienmarkts. Die stetig gestiegenen Immobilienwerte haben die Verschuldungskapazität ebenfalls in die Höhe schiessen lassen und dies bei konstant tiefen Finanzierungskosten. Diejenigen, die liquide sind, werden keine Probleme mit möglichen tieferen Liegenschaftswerten haben. Diejenigen, welche eine maximale Verschuldung eingingen werden bei sinkenden Preisen mit Herausforderungen bei der Refinanzierung kämpfen. Die hohe Verschuldung der Schweiz wird aber ebenfalls bewirken, dass die Preise nicht allzu stark nachgeben können.
Sollten Sie mit den aktuellen Marktbewegungen betreffend Ihrer Finanzierungsstrategie unsicher sein, bieten wir Ihnen gerne eine Modellierung von verschiedenen Zinsszenarien an. Dabei können Sie bestimmen, welche Zinsszenarien simuliert und welche Zinsabsicherungsquoten angewandt werden sollen.